top of page
Spur im Wald

Salicylat-Intoleranz: Therapie

Salicylat-Intoleranz: Welche Therapien gibt es?

Die gute Nachricht: Die Symptome können unter Kontrolle gebracht werden. Dadurch ergibt sich mit der Zeit oft eine verbesserte Toleranz für Salicylate. Laut Prof. Dr. med. Baenkler erholen sich die Schleimhäute und sind dann weniger schnell reizbar. Prof. Baenkler gibt aber auch an, dass durch die genetischen Faktoren meistens keine vollständige Heilung möglich ist (ausser die Salicylat-Intoleranz tritt als sekundäre Erscheinung einer Infektion auf). Mir persönlich sind bisher leider keine Fälle bekannt, in denen sich jemand komplett heilen konnte. Allerdings habe ich bisher nur mit Menschen zu tun gehabt, die schwere Symptome haben. Im Alter gehen die Symptome tendentiell zurück. Bereite dich  auf eine langsame Reise vor, die viel Geduld, Selbstfürsorge und Disziplin erfordert.

Klicke oben auf ein Thema, um dort hin zu scrollen.

Salicylate vermeiden (Karenz)

In einem ersten Schritt kannst du die Salicylate reduzieren, denen du ausgesetzt bist. Symptome entstehen bei der Salicylat-Intoleranz durch den Summationseffekt: Je mehr Salicylate in deinen Körper kommen, desto stärker werden die Symptome. Um die Salicylate in deinem Leben zu reduzieren, studiere die Seite "Umstellung". Das Auslassen von Salicylaten ist die effizienteste und schnellste Methode, mit der du eine Besserung deiner Symptome erreichen kannst (2, 23). Ich möchte hier nochmals darauf hinweisen, dass die Karenz (das Auslassen) nur funktioniert, wenn du alle Salicylatquellen identifizierst und kontrollierst.

Bitte besprich diese Umstellung mit einer Ärzt:in, Therapeut:in oder Ernährungsberater:in, die sich mit der Thematik gut auskennt, v.a. wenn du deine Medikamente umstellen möchtest.

Behandlung mit Medikamenten

Im Notfall: Bei starken Schüben können Glukokortikoide wie Prednisolon (Kortisonpräparat) eingesetzt werden. Diese verhindern, dass Arachidonsäure aus den Zellmembranen freigesetzt wird (hemmen Phospholipase). Wegen den schweren Nebenwirkungen bei einer Einnahme von mehr als 1 – 2 Wochen, dürfen diese nicht über längere Zeiträume eingesetzt werden. Sie sind jedoch ein sehr effizientes Mittel für den Notfall. 

Für Symptome in den Atemwegen: Montelukast ist das führende Anti-Asthma-Mittel, das direkt die Leukotriene hemmt. Es hilft bei Symptomen der Atemwege, aber deutlich weniger bei Symptomen im Darm (andere Rezeptoren). Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Montelukast hatte bei mir keinen spürbaren Effekt auf die Symptome im Darm, die bei mir dominant sind. Alternativ gäbe es noch Zafirlukast und Pranlukast.

WARNUNG: In den USA gab die FDA eine verschärfte Warnung für die Verwendung von Montelukast raus. Die beobachteten Probleme umfassen:  Agitiertheit einschließlich aggressiven oder feindseligen Verhaltens, Aufmerksamkeitsprobleme, lebhafte Träume oder Alpträume, Depression, Desorientierung oder Verwirrung, Ängstlichkeit, Halluzinationen, Reizbarkeit, Gedächtnisprobleme, obsessiv-zwanghafte Symptome, Ruhelosigkeit, Schlafwandeln, Stottern, suizidale Gedanken und Handlungen, Tremor, Schlafstörungen oder unkontrollierte Bewegungen. Siehe hier zwei Meldungen dazu: FDA Statement, Pharmazeutische Zeitung (Deutsch).

Für Symptome im Darm: Antihistamin kann helfen, die Mastzellen-Kaskade etwas zu bremsen. Das können H1- oder H2-Antihistaminika sein (unterschiedliche Rezeptoren). Ich persönlich habe gute Erfahrung mit Fexofenadin (H1) und Famotidin (H2) gemacht. Desloratadin und Ketotifen wird von Betroffenen oft als hilfreich genannt. Ich lasse meine Antihistaminika ohne Zusatzstoffe von einer Apotheke herstellen. Es lohnt sich hier Zeit zu investieren und mehrere Optionen durchzuprobieren, bis du ein passendes Produkt findest (individuelle Verträglichkeit). Bei mir funktionierte beispielsweise erst das fünfte Antihistamin, das ich ausprobierte. Pass auf mit den Zusatzstoffen, Farbstoffen und Füllmitteln.

Salicylat-Intoleranz Darstellung(1).png

Mastzellstabilisatoren: Das Anti-Histamin Ketotifen entwickelt nach Einnahme über mehrere Monate eine mastzellstabilisierende Wirkung. Ketotifen kann Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Gewichtszunahme haben (für mich war es deshalb nicht verträglich, aber das kann bei dir anders sein). Cromoglicinsäure und Quercetin sind bei Salicylat-Intoleranz problematisch und können die Symptome verschlimmern. Mastzellstabilisatoren die aus Kräutern, Pilzen oder Rinden gewonnen werden, können wegen dem enthaltenen Salicylat für Symptome sorgen.

Monoklonale Antikörper (Biologicals): Diese sind sehr teuer und werden deshalb nur selten verschrieben (nur wenn sehr starke Symptome vorhanden sind). Beispiele sind: Dupilumab (Dupixent), Omalizumab (Xolair), Mepolizumab (Nucala®), Reslizumab (Cinqaero) und Benralizumab (Fasenra).

Speziell zu der Wirksamkeit von Omalizumab (Xolair) finden sich zahlreiche Studie, in denen der Stoff die NSAID-Intoleranz (NERD) stark reduziert und sogar teilweise aufhebt (1, 2, 3, 4, 5, 6). Unklar ist, ob das auch auf Salicylat-Intoleranz mit Schwerpunkt der Beschwerden im Magendarm-Bereich zutrifft.

Kräutermedizin: Kräuter und weitere Mittel aus der Naturheilkunde sind bei Salicylat-Intoleranz schwierig anzuwenden, weil sie in den meisten Fällen wahrscheinlich viel Salicylat enthalten. Leider gibt es bisher keine Studien, die Heilkräuter auf Salicylat untersucht haben, und es wurden meines Wissens noch keine Kräuter zur Behandlung untersucht.

EPA und Nahrungsergänzungsmittel

EPA (Omega 3 / Fischöl) hat einen positiven Effekt bei Salicylat-Intoleranz. EPA (eine essentielle Fettsäure) steht mit der Arachidonsäure in Konkurrenz um das COX- und LOX-Enzym, wobei durch EPA anti-entzündliche Mediatoren gebildet werden. Ich verwende das Fischöl von Carlson ohne Zusatzstoffe und dieses Produkt von Kori, (Bei Kori Qualität von einem externen Labor bestätigt). Eine Studie (hier) zeigt eine hervorragende Wirkung des Fischöls, die aber nur während der Einnahme anhält. Nach der Absetzung kehrten die Symptome unvermindert zurück.

Salicylat-Intoleranz Darstellung(2)_edited.jpg

Vitamin C hat einen mastzellstabilisierenden Effekt und beschleunigt den Histamin abbau. Ich empfehle das Produkt von Histameany (ich nehme rund 1 – 2 gramm täglich). Dr. Raithel empfiehlt neben oralem Vitamin C auch intravenöses Vitamin C von 0,5 - 7.5g. Achtung: Manche Betroffene reagieren auch auf organische Säuren (aufgrund der Strukturverwandheit). Da Ascorbinsäure eine organische Säure ist, solltest du erst tiefe Dosierungen testen und dann langsam steigern. Dazu kannst du Kapseln öffnen oder du kaufst Vitamin C in Pulverform (mit Dosierlöffel). Auf der Seite Umstellung findest du ausserdem die Vitamin-C-Formen, welche verträglicher sind.

Magnesium ist wichtig, da ein Magnesium-Mangel zu Histaminose führt, weil die DAO-Aktivität abnimmt. Salicylat-Intoleranz führt zu Mastzell-Aktivierung, weshalb es für Betroffene wichtig ist, den Histaminabbau zu fördern. Ich persönlich empfehle je nach Verträglichkeit 250 - 500mg täglich auf mehrere Einheiten verteilt (ich nehme 6x 62.5mg). Oft ist Magnesium-Glycinat verträglich. Citrat (Histamin-Liberator) solltest du nicht verwenden. Testen kannst du auch Magnesium-Malat, Magnesium-Gluconat, Magnesium-Chlorid, Magnesium-Threonat oder Magnesium-Oxid. Das Supplement sollte keine Zusatzstoffe enthalten. Ich nehme das von Histameany.

Glycin wird bei akuter Überdosierung von Aspirin eingesetzt, um den Salicylatgehalt im Körper zu senken (Studie, Studie). Bei einigen Betroffenen hat dieses Supplement eine hervorragende Wirkung. Weiter ist es auch günstig und kann bei Protein-Shops als reines Pulver gekauft werden. Für die Schweiz: Hier, hier oder hier mit Vitamin B6.

Adaptive Desaktivierung

Bei der adaptiven Desaktivierung wird über einen längeren Zeitraum (min. 6 - 12 Monate) täglich Acetyl-Salicylsäure eingenommen. Die Menge wird dabei stetig gesteigert. Weil die Behandlung nur dann erfolgreich ist, wenn möglichst keine Unterbrüche stattfinden, muss der Gesundheitszustand und die Lebensumstände einer Patient:in für die Durchführung genügend stabil sein. Wenn eine Beruhigung der Reaktionen einsetzt, kann die Einnahme von Acetyl-Salicylsäure langsam abgebaut werden. Der Vorgang ist vergleichbar mit einer Desensibilisierung bei einer IgE-Allergie, wie z.B. bei einer Pollenallergie.

Salicylat-Intoleranz Adaptive Desaktivierung

Laut Prof. Dr. Baenkler erzielt diese Therapie bei Asthma und Rhinitis in 2 von 3 Fällen gute Ergebnisse. Leider ist sie aber weniger Wirksam bei Symptomen im Magen-Darm-Trakt. Obwohl bei mir Asthma bei grossen Mengen Salicylat auch vorkommt, habe ich vor allem Symptome im Verdauungssystem. Dr. Raithel warnt: "Problematisch für alle gastrointestinalen Patientengruppen ist, dass eine kontinuierliche Verabreichung von Salicylaten u.a. die Darmbarriere ungünstig verändert." Er schreibt weiter, dass Reflux, Kolitis und Allergiereaktionen deshalb zunehmen können. Deshalb habe ich diese Therapie nicht durchgeführt und kann keine persönlichen Erfahrungen teilen. Hier einige weiterführende Artikel dazu:

5. Quellenangabe:

  1. Baenkler HW. Salicylatintoleranz: Pathophysiologie, klinisches Spektrum, Diagnostik und Therapie 2008 Deutsches Ärzteblatt. 105(8): 137-42. Link

  2. Gajewska D, Gosa P, Kęszycka PK. Dietary Intervention Effectiveness, Clinical Outcomes and Nutrient and Salicylate Intakes in Older Adults Living in Long-Term Care Homes: The Results from the Senior's Plate Project. Nutrients. 2022 Feb 18;14(4):871. Link

  3. Kęszycka PK, Lange E, Gajewska D. Effectiveness of Personalized Low Salicylate Diet in the Management of Salicylates Hypersensitive Patients: Interventional Study. Nutrients. 2021 Mar 19;13(3):991. Link

  4. Kim SD, Cho KS. Samter’s Triad: State of the Art. Clin Exp Otorhinolaryngol. 2018;11(2):71-80. Link

  5. Malakar S. Bioactive food chemicals and gastrointestinal symptoms: a focus of salicylates. Journal of Gastroenterology and Hepatology. 2017;32(S1):73-77. Link

  6. Molderings GJ, Baenkler. Salicylat-Intoleranz, Pseudo-Allergien, Mastozytose. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle. 2022, München-Deisenhofen.

  7. Moore-Robinson M, Warin RP. Effect of salicylates in urticaria. Br Med J. 1967 Nov 4;4(5574):262-4. doi: 10.1136/bmj.4.5574.262. Link

  8. O'Brien L, Wall CL, Wilkinson TJ, Gearry RB. What Are the Pearls and Pitfalls of the Dietary Management for Chronic Diarrhoea? Nutrients. 2021 Apr 21;13(5):1393. Link

  9. Raithel M, Baenkler HW, Naegel A, Buchwald F, Schultis HW, Backhaus B, Kimpel S, Koch H, Mach K, Hahn EG, Konturek PC. Significance of salicylate intolerance in diseases of the lower gastrointestinal tract. J Physiol Pharmacol. 2005 Sep; 56 Suppl 5:89-102. Link

  10. Swain AR, Dutton SP, Truswell AS. Salicylates in foods. J Am Diet Assoc. 1985;85(8):950-960. Link

  11. Taniguchi M, Mitsui C, Hayashi H, et al. Aspirin-exacerbated respiratory disease (AERD): Current understanding of AERD. Allergology International. 2019;68(3):289-295. Link

  12. Tuck CJ, Malakar S, Barrett JS, Muir JG, Gibson PR. Naturally-occurring dietary salicylates in the genesis of functional gastrointestinal symptoms in patients with irritable bowel syndrome: Pilot study. JGH Open. 2021;5(8):871-878. Link

  13. Sydbom A, Kumlin M, Dahlén SE. Stimulus-dependence and time-course of histamine and leukotriene release from chopped and dispersed human lung tissue. Agents Actions. 1987;20(3-4):198-201. Link

  14. Awad, Mohamed. (2012). Postharvest salicylic acid treatment reduces chilling injury of ‘Taify’ cactus pear fruit during cold storage. Journal of Food Agriculture and Environment. Link

  15. Wood, A., Baxter, G., Thies, F., Kyle, J. and Duthie, G. (2011), A systematic review of salicylates in foods: Estimated daily intake of a Scottish population. Mol. Nutr. Food Res., 55: S7-S14. Link

  16. R Sieber, U Bütikofer, J.O Bosset. Benzoic acid as a natural compound in cultured dairy products and cheese. International Dairy Journal. 1995,Volume 5, Issue 3: 227-246. Link

  17. Kęszycka PK, Szkop M, Gajewska D. Overall Content of Salicylic Acid and Salicylates in Food Available on the European Market. J Agric Food Chem. 2017 Dec 20;65(50):11085-11091. Link

  18. Gajewska D, Kęszycka PK, Szkop M. Dietary salicylates in herbs and spices. Food Funct. 2019 Nov 1;10(11):7037-7041. Link

  19. Dini P. Venema, Peter C. H. Hollman, Karin P. L. T. M. Janssen, and Martijn B. Katan. Determination of Acetylsalicylic Acid and Salicylic Acid in Foods, Using HPLC with Fluorescence DetectionJournal of Agricultural and Food Chemistry 1996 44 (7), 1762-1767 Link

  20. Venema, D. P., Hollman, P. C. H., Janssen, P. L. T. M. K., & Katan, M. B. (1996). Determination of acetylsalicylic acid and salicylic acid in foods, using HPLC with fluorescence detection. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 44, 1762-1767. Link

  21. Shahidi, F., & Naczk, M. (2003). Phenolics in Food and Nutraceuticals (2nd ed.). CRC Press. Link

  22. Hui-Ling Chiang, Carina Venter, Pai-Chi Syue, Kuo-Lung Ku, Cheng-Han Wu; Which Fruits and Vegetables Should Be Excluded from a Low-Salicylate Diet? An Analysis of Salicylic Acid in Foodstuffs in Taiwan. Int Arch Allergy Immunol 11 July 2018; 176 (3-4): 198–204. Link

  23. Leigh J Sowerby  1 , Krupal B Patel  2 , Crystal Schmerk  3 , Brian W Rotenberg  2 , Taciano Rocha  2 , Doron D Sommer (2021). Effect of low salicylate diet on clinical and inflammatory markers in patients with aspirin exacerbated respiratory disease - a randomized crossover trial. J Otolaryngol Head Neck Surg. 2021 Apr 23;50(1):27. Link

  24. Healy E, Newell L, Howarth P, Friedmann PS. Control of salicylate intolerance with fish oils. Br J Dermatol. 2008 Dec;159(6):1368-9. Link

  25. Patel D, Ogunbona A, Notarianni L, Bennett P, Depletion of plasma glycine and effect of glycine by mouth on salicylate metabolism during aspirin overdose. Human and Experimental Toxicology 1990; 9:6389 - 95. Link

  26. Ashique S, Kumar S, Hussain A, Mishra N, Garg A, Gowda BHJ, Farid A, Gupta G, Dua K, Taghizadeh-Hesary F. A narrative review on the role of magnesium in immune regulation, inflammation, infectious diseases, and cancer. J Health Popul Nutr. 2023 Jul 27;42(1):74. doi: 10.1186/s41043-023-00423-0. Erratum in: J Health Popul Nutr. 2023 Nov 2;42(1):117. Link

  27. Sommer DD, Rotenberg BW, Sowerby LJ, Lee JM, Janjua A, Witterick IJ, Monteiro E, Gupta MK, Au M, Nayan S. A novel treatment adjunct for aspirin exacerbated respiratory disease: the low-salicylate diet: a multicenter randomized control crossover trial. Int Forum Allergy Rhinol. 2016 Apr;6(4):385-91. Link

  28. Ta V, White AA. Survey-Defined Patient Experiences With Aspirin-Exacerbated Respiratory Disease. J Allergy Clin Immunol Pract. 2015 Sep-Oct;3(5):711-8. Link

bottom of page